Glossar
Antiphon |
Die Antiphon (griech. antiphonos = entgegentönend, antwortend) ist ein liturgischer Gesang, der im Vortrag von Psalmen und Hymnen als Kehrvers im Wechselgesang der Messe oder des kirchlichen Stundengebets verwendet wurde. Mit der Antiphon antwortete die eine Chorhälfte auf den Gesang der anderen. |
Antiphonar |
Das Antiphonar (antiphonarium officii) von griech. antiphonein (dagegentönen lassen) ist ein liturgisches Buch mit Psalm-Texten und Melodien, die als Antwortgesang von zwei Wechselchören beim kirchlichen Stundengebet gesungen wurden (Antiphonen und Responsorien). |
Brevier |
(lat. breviarium = kurzes Verzeichnis, Auszug; lat. brevis = kurz): eine kurze Zusammenfassung der für die verschiedenen Tage im Jahr im Stundengebet benötigten Texte aus unterschiedlichen liturgischen Büchern |
Bußbücher |
In den mittelalterlichen Bußbüchern sollte den Sündern mit den Bußvorschriften Mittel an die Hand gegeben werden, mit denen sie ihre Schandtaten abgelten konnten. Die Verfasser dieser Bücher hofften, dass die vorgeschriebenen Strafen präventiv wirken und die Leser zu einem moralisch einwandfreiem Leben erziehen würden. |
Capitulum |
Kurzlesung |
Confessio | Heiligengrab |
Ephorie | kirchlicher Amtsbezirk |
familia |
Angehörige eines Hauses und einer Herrschaft, Schutzbefohlene des Hausherrn (pater familias). Nicht identisch mit leiblicher Verwandtschaft (Familie). |
Hymnus |
(griech. hymnos): feierlicher Festgesang, Lobgesang |
Immunität | Befreiung von unmittelbaren Eingriffen königlicher oder bischöflicher Beamter und Befreiung von Abgaben an König und Bischof. Recht auf Einsetzung eigener Gerichtsherrn (Vogt) für die niedere Gerichtsbarkeit über die Eigenleute. |
(Stifts-)Kapitel | Das Stiftskapitel setzte sich aus den Kanonissen und den Stiftsgeistlichen (Kanonikern) zusammen. Das Kapitel beriet über rechtliche und geistliche Angelegenheiten und wählte die Äbtissin. |
Lehen | Verleihung von Land oder Amt durch den Herrn an einen Vasallen auf Lebenszeit unter Verpflichtung zu gegenseitiger Treue und Schutz |
Leviticus | ist die lat. Bezeichnung des 3. Buch Mose im Alten Testament, die Leviten betreffend. Mit "Leviten" (hebr.-gr.-mlat.; nach dem jüdischen Stamm Levi) wurden im Alten Testament Tempeldiener bezeichnet, für die die im Buch Leviticus enthaltenen Verhaltensmaßregeln vorwiegend bestimmt waren. Im Mittelalter wurden Texte aus dem Buch Leviticus oft in Verbindung mit Mahn- und Strafpredigten gelesen, vor allem um Menschen, die in religiösen Gemeinschaften lebten, zu einem moralisch einwandfreien Leben zu erziehen. Daran erinnert die noch heute geläufige Redewendung "jemandem die Leviten lesen", dh. jemanden gehörig tadeln und zurechtweisen. |
Ministeriale |
Unfreier Mann im Dienst der Äbtissin, der als Entlohnung meist Land- oder Ämterlehen verliehen bekam. Seit dem 13. Jahrhundert zunehmend frei und sozial aufgestiegen in den niederen Adel. |
Offizium | (lat. officium = die Pflicht): bezeichnet den den Geistlichen und den Mitgliedern einer religiösen Gemeinschaft von der Kirche auferlegten pflichtgemäßen Gottesdienst und vor allem das Stundengebet. |
Propstei |
(praepositura): kleineres, vom Stift abhängiges Kloster |
Prozessionale |
(lat. processio = das Vorrücken; feierlicher Aufzug): Sammlung der bei Prozessionen üblichen Gesänge |
Psalter | (griech. psalterion = harfenähnliches Saiteninstrument): Psalter leitet sich ebenso wie "Psalm"von griech psallein (die Seite zupfen) ab. Daher wird die Sammlung der 150 Psalmen, der religiösen Lieder des jüdischen Volkes aus dem Alten Testament, "Psalter" genannt. Als liturgisches Buch wurde der Psalter in der Messe und im Stundengebet verwendet. |
Responsum | (lat. responsum = Antwort): liturgischer Gesang, der im Wechselgesang als Antwort auf den Vortrag von Psalmen oder Lesungen gesungen wurde |
Reliquien | (lat. reliquiae = Zurückgelassenes, Überreste): körperliche Überreste eines Heiligen oder seiner Kleidung |
Schenk(Mundschenk) | Eines der vier Hofämter, ursprünglich Aufseher der Weinberge; zuständig für die Versorgung mit Lebensmitteln |
Skriptorium | mittelalterliche Schreibstube in Klöstern und Stiften |
Stundengebet | Der Begriff bezeichnet die Ordnung der sieben, über den Tag verteilten, gemeinsamen Gebetsstunden (Horen, von lat. hora = Stunde), zu denen Geistliche und Mitglieder einer religiösen Gemeinschaft verpflichtet waren. |
Todfallgabe | Abgabe, die beim Tod eines Hörigen an den Herrn entrichtet werden mußte, meist in Form des besten Stücks Vieh (Besthaupt) oder des besten Gewandes (Bestkleid). |
Truchseß | Eines der vier Hofämter, Vorsteher der Verwaltung und die Einnahmen |
Vogt | (advocatus): Laie, der die geistlichen Frauen und Männer im Stift nach außen vertrat, vor allem vor Gericht, und das Kirchengut verwaltete |
Vasall | (vassus): Freier oder unfreier Mann, der in einem persönlichen Treue- und Abhängigkeitsverhältnis zur Stiftsäbtissin stand, ihr zu Diensten verpflichtet war und dafür Land, Ämter und Einkünfte verliehen bekam |
Zither | Das Wort Zither bzw. Zitter [zit(t)er, siter, sinter] ist nur im nördlichen Harzvorland und besonders in Gernrode, Quedlinburg, Halberstadt und Magdeburg belegt. Die Herkunft der Bezeichnung ist nicht eindeutig geklärt: vermutlich lässt sie sich von den mlat. Wörtern sanctuarium oder secretarium ableiten, die beide "Sakristei" bedeuten. |