Leben und Leiten

Die Äbtissin

Hathui (Haduwi / Hathuwi / Hedwig) wurde um 936 geboren. Sie stammte aus dem sächsischen Adelsgeschlecht der Billunger, einer in Westfalen und Ostsachsen reich begüterten und mächtigen Familie. Hathuis Tante Mathilde (* um 896, † 14.03.968) hatte 909 den Liudolfinger Heinrich geheiratet, der 919 als erster Sachse zum König gewählt wurde.

Die Billungerin Hathui wurde vermutlich um 954 Siegfried, dem Sohn des Markgrafen Gero, zur Frau gegeben. Als Siegfried 961 starb, hinterließ er seine 25-jährige Witwe kinderlos. Gero setzte nun seine Schwiegertochter zur Äbtissin des soeben gegründeten Stifts Gernrode ein. Hathui wurde im Frühjahr 962 vom Halberstädter Bischof Bernhard (923 – 968) geweiht und leitete den Konvent 52 Jahre lang.

Obwohl die Ottonen die Gründung Geros wohlwollend unterstützt hatten, geriet Hathui bald in eine schwierige Lage. Ihr Onkel Hermann Billung und ihre beiden Brüder Wichmann der Jüngere und Ekbert begehrten mehrmals gegen Otto I. und Otto II. auf. Nach dem Tod der Rebellen gelang es Hathui, die Billunger mit den Ottonen zu versöhnen. Die Friedensstifterin wurde seither mehrfach zu großen Festen der Kaiserfamilie geladen.

Thietmar von Merseburg setzte der Hathui in seiner Chronik ein Denkmal. Thietmar von Merseburg, Chronicon Lib.VII 3, fol. 143r-v. Aus: Die Dresdner Handschrift der Chronik des Bischofs Thietmar von Merseburg in Faksimile hrsg. [von Ludwig Schmidt], Dresden 1905 (Göttingen, Diplomatischer Apparat der Georg-August-Universität, DA – TD 59).

Beispielsweise nahm sie 999 an der Erhebung Adelheids, der Schwester Ottos III., zur Äbtissin von Quedlinburg teil. Hathui regierte nicht nur das Stift Gernrode mit großer Umsicht, sondern stand seit 994 (?) zugleich dem Frauenstift Vreden bei Ahaus an der niederländischen Grenze vor. Dieses Stift war von ihren billungischen Vorfahren gegründet worden.

Als Hathui am 14. Juli 1014 starb, bestatteten die Sanktimonialen sie in der Stiftskirche. Sie erhielt einen Ehrenplatz vor dem Heilig-Kreuz- Altar in der Vierung neben ihrem Schwiegervater Gero. Thietmar berichtet, am Grab der verstorbenen Äbtissin hätten sich Wunder ereignet. Durch die Kraft der Hathui sei ein verkrüppelter Mann geheilt worden. In Gernrode wurde Hathui wie eine Heilige verehrt.

Die Familie der Billungerin Hathui

 

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